Gemälde, die sich der richtigen "Quintessenz" nähern.
catalog Izumi Kato
Galleria Astuni,Pietrasanta,Italy,2005


Alle Werke von Izumi Kato heissen "Untitled". Denn durch diese Bezeichnung vermeidet man die Entstehung einer falschen Assoziation, die sich durch den Titel ergibt. Im Fall von Kato sind die Gemälde ohne Titel, um dem Publikum die Interpretation zu überlassen. Es ist, als ob der Maler den Betrachtern eine weisse Leinwand gegeben hätte.

Allerdings hinterli er auf der Leinwand seine Spuren. Von 1998 bis 1999, als er sich entschlossen hatte, Maler zu werden, malte er eine Form, die einer Larve oder einem Embryo ähnelt. Nach der Porträtserie "Gutes Gesicht" im Jahr 1999 schuf er ab 2000 Bilder, worauf man einen Mann und eine Frau erkennen kann. Seit 2003 zeichnet er Formen, die wie kleine Kinder aussehen. Jetzt stellt er menschliche Formen dar, die über den konventionellen Rahmen hinausgehen.

Bei der Ausstellung in der IBM-Kawasaki City Gallery, die sein künstlerisches Debut war, präsentierte er seine früheren Werke zu embryoähnlichen Formen. Ein japanischer Kritiker, Takami Akihiko, der sich mit der Entdeckung von Nachwuchskünstlern beschäftigt, sah sofort sein Talent und schrieb im Ausstellungspamphlet Katos:

"Die herausragende Begabung Katos auussert sich darin, dass sich seine Hochachtung vor realistischen Künstlern nicht nur auf die oberflächliche Aufnahme beschränkt, sondern dass er bewusst den Weg einschlaegt, um eine lebendige Erfahrung zu verinnerlichen. "

Danach präsentierte der Künstler im Jahr 2001 seine Einzelausstellung im Contemporary Art Center Art Tower Mito, das als eines der wichtigen zeitgenoessischen Kunstmuseen in Japan bezeichnet wird. In dem Zeitraum stellte er paarähnliche Formen aus. Der Kurator der Ausstellung, Kenji Kubota, schrieb über Katos Werk:

"The appeal of Kato's paintings lies in the depth of the human unconscious or in association with the energy that very primitive life itself possesses, a realm that cannot be explained by works, words or logic. " ★★

Kubota fühlte beim Betrachten der Bilder eine schamanartige vitale Kraft und empfand Ehrfurcht und Respekt.

Die Karriereentwicklung Katos war sicherlich aussergewöhnlich, weil er bis dahin nur wenige Ausstellungen veranstaltet hatte.

So erkannten die Kritiker und Kuratoren in der Kunstszene das starke inhärente Potential des Künstlers und äusserten sich verbal darüber. Aber sie konnten nicht klären, warum Kato "die menschliche Form" oder ähnliches malt. Hier könnten die Bemerkungen des Psychoanalytikers Tamaki Saito interessant sein, der von den Werken Katos auch tief beeindruckt war. Diese kamen nach dem Interview mit dem Künstler bei der Ausstellung im Fuchu Art Museum 2003 zustande. In der Ausstellung zeigte Kato kinderähnliche Formen. In der Analyse verglich er Kato mit Francis Bacon und verwies auf Gemeinsamkeiten mit dem bekannten Figurmaler.

"Die Menschenform ist eigentlich "ein Zeichen fuer eine Beziehung" und " ein Zeichen fuer die Psyche".... Wenn man deswegen mehrere Menschenformen schildert, besteht dort eine Wechselwirkung zwischen dem "Inneren" und "Beziehungen"; es entsteht doch automatisch "eine Geschichte", die Bacon hasste und mied....Um die Stärke des Bildes zu halten, gleichzeitig die Entstehung einer Geschichte zu vermeiden, mussen unbedingt sowohl "das Innere" als auch "die Bedeutungen" völlig von der Bildfläche beseitigt werden. Das ist ja die Flucht vor dem Sinne. Je weiter die Entfernung von der Bedeutung wird, desto intensiver wird die Stärke des Bildes. Aber es reicht nicht aus, allein "ohne Bedeutung" zu sein. Für ein Gemälde ist es wichtig ist, ohne Bedeutung zu sein, gleichzeitig aber die Blicke zu verfuehren. Wenn zwischen den Zuschauern und den Werken eine magnetische Spannung zustandekäme, würde die Stärke der Bilder an den höchsten Punkt gelangen. In diesem Moment kann "Die Menschenform" als kraftvolle Blickverführungsvorrichtung funktionieren. Egal welche Methode benutzt wird, jenes Bild, das eine intensivere Stärke gewinnen konnte, ist genau "das richtiges Bild".★★★

Die menschliche Form, die die Aufmerksamkeit der Zuschauer erregt, soll die Geschichte nicht schaffen, um "das richtige Bild" zu erreichen. Izumi Kato, der Künstler, wagt die weisse Leinwand nicht zu übergeben. Der Leinwand wird von ihm etwas hinzufügt. Dieses Werk ist ohne Titel.

Doch meiner Meinung nach muss in Zukunft die unsichtbare "Geschichte" durch den Besitzer des Bildes geschaffen werden, um sich der richtigen "Quintessenz" zu nähern.


Eri Kawamura Kunsthistorikerin, freie Kuratorin , Sammlerin von Werken Katos


Akihiko Takami, "From neoteny to cosmic birth",
Izumi Kato Exhibition Pamphlet for IBM-Kawasaki City Gallery, 1998

★★ Kenji Kubota, "A Portrait of the Present",
Izumi Kato Exhibition lieflet for Contemporary Art Center Art Tower Mito, 2001

★★★ Tamaki Saito, "Frontier Explorers on the Border", Bijutsu Techo, 2004, Juni, p.128


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